Samstag, 31. Mai 2014

Mit dem Rad zur Arbeit (3)

In 10 Schritten startklar zum Radeln

Was braucht man nun alles, um mit dem Rad in die Arbeit zu kommen? Hier ist meine Checkliste:

1) Fahrrad
Ganz klar, ohne Drahtesel ist das Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wer noch kein Rad
besitzt, kann sich ja vielleicht eines von Verwandten, Bekannten oder Nachbarn ausleihen - erstmal gucken, ob's einem überhaupt taugt, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, anstatt gleich viel Geld auszugeben.
Wenn dann aber Geldausgeben auf dem Plan steht, sollte ggf. auch ein Pedelec in Erwägung gezogen werden. Gerade bei Strecken von > 10 km oder mehreren Steigungen kann man schon mal den einen oder anderen Gedanken daran verschwenden, um schneller und weniger verschwitzt am Arbeitsplatz anzukommen.
Ich selbst habe mich für ein relativ schweres, unmotorisiertes Citybike entschieden. Mein Ziel war ja "Gewichtsabnahme", und da darf man sich ruhig ein wenig für anstrengen.
Gut, Bike ist also vorhanden. Dann bitte einmal durchchecken, bevor es losgeht. Also Reifen, Luftdruck, Schrauben festgezogen, Kette geölt... sowas alles. Wer sich nicht auskennt oder keine Zeit hat, kann sein Rad auch zur Wartung in die Werkstatt bringen. Dort kann man sich auch erklären lassen, wie man Sattel und Lenker korrekt einstellt. Nichts nervt mehr, als ein schlecht eingestelltes Fahrrad!

2) Helm
Ab und zu mal ohne Helm zu fahren, ist ja ok - es besteht ja keine gesetzliche Helmpflicht. Wer jedoch vorhat, öfter mit dem Rad zu fahren, sollte sich einen Helm zulegen. Ja, es sieht nicht besonders toll aus, und im Hochsommer wird es trotz Belüftung auch recht warm darunter. Aber ich fühle mich sicherer, wenn ich weiß, dass im Falle eines Falles mein Kopf nicht gänzlich ungeschützt auf einem Auto oder hartem Asphalt aufprallt. Beim Autofahren ist doch Anschnallen mittlerweile auch selbstverständlich! Also einfach machen und nicht weiter drüber nachdenken. Bitte.

3) Brille
Es gibt so Sportbrillen, bei denen man die Gläser austauschen kann. Super praktisch! Man hat also 3 Brillen in einer dabei. Meistens fahre ich allerdings mit den orangen Gläsern. Diese filtern blaues Licht besser aus, so dass man mehr Kontraste wahrnimmt. An trüben Tagen sieht die Welt damit auch ein bisschen freundlicher aus - sind also auf jeden Fall gut für die Stimmung. Und im Wald ist es oft zu schattig für die dunklen Gläser, da sind diese dann genau richtig.
An sehr sonnigen Tagen und auf freier Strecke dürfen dann auch mal die dunklen Sonnengläser rein. Gerade im Straßenverkehr möchte ich nicht zum falschen Zeitpunkt geblendet werden oder eine rote Ampel überfahren, nur weil ich gerade nichts sehe.
Und für die Dämmerungsfahrten, wenn es bereits dunkel wird, kommen die klaren Gläser ins Spiel. Warum aber sollte ich, wenn ich doch gar keine Brille trage, dann eine mit durchsichtigen Gläsern zum Radfahren aufsetzen?
Nun, die Antwort ist einfach und der hauptsächliche Grund, warum man meiner Meinung nach eine Brille auf dem Rad tragen sollte: Mücken. Minifliegen. Insekten. Diese kleinen, fliegenden Schwarmtiere, die sich immer überm Radweg versammeln und genau im Auge landen. Vor allem abends auf der Heimfahrt ist eine Brille unerlässlich - nach dem milden Winter wimmelt es nur so von Fliegen und Mücken. Ohne Brille müsste ich alle paar Meter anhalten und ein Insekt aus meinem Auge puhlen. (Ich hab aber auch das Talent dazu, diese Viecher mit dem Auge zu fangen...)
Also: Brille einpacken. Für den Anfang tut's ja auch die übliche Sonnenbrille.

4) Handy
Sei es, weil da die Apps drauf sind, mit denen man seine Streckenkilometer aufzeichnet, oder weil man mit dem Handy seine Zeit stoppt oder einfach nur für den Fall der Fälle: Ich fahre immer mit Handy und achte darauf, dass der Akku geladen ist. Meine Strecke führt ja nicht nur an der Hauptstraße entlang, sondern auch durch den Wald, und wenn da was passiert, weiß keiner, wann da wieder jemand vorbeikommt. Oder man verletzt sich am Bein, da wäre der Weg bis zur nächsten Telefonzelle eher Folterstrecke als Herausforderung.
Außerdem nutze ich mein Handy auch, um auf halber Strecke meine Position durchzugeben bzw. aufzunehmen. Letztes Jahr habe ich angerufen, dieses Jahr sind es Fotos. Trotzdem rufe ich immer noch an, wenn ich heile in der Arbeit angekommen bin und bevor ich losfahre. Radfahren soll zwar sicherer sein als Autofahren, aber wenn doch was passiert, ist man als Radfahrer meistens schlechter dran als beteiligte Autofahrer. Wenn ich mich also nicht mehr melden können sollte, weiß wenigstens eine Person Bescheid, wann sie sich Sorgen machen sollte. (Bei euch Männern ist das vielleicht anders, aber als Frau allein im Wald macht man sich halt so Gedanken.)

5) Klamotten
Theoretisch braucht es keine besonderen Klamotten, um mit dem Fahrrad zu fahren. Wer es nicht weit hat und / oder wenig schwitzt, wird sich auch nicht umziehen müssen. Alle anderen werden früher oder später auf Sportklamotten zurückgreifen - und wenn es nur atmungsaktive Unterwäsche ist. Gibt schließlich kaum ein unangenehmeres Gefühl als eine nasse, durchgeschwitzte Baumwollunterhose...
Also: Arbeitsklamotten in den Rucksack oder die Fahrradtasche packen, vielleicht auch vorher auf Arbeit deponieren, und ordentliche Radelsachen anziehen. Macht das Ganze auch zu einem viel entspannteren Erlebnis!
Und, wenn ihr schon neue Klamotten kauft: Bevorzugt bitte leuchtende Farben. Manche Leute schnallen sich auch eine Warnweste über, aber mich stört das eher und ich habe lieber gleich gut sichtbare Kleidung am Leib. Den Unterschied könnt ihr selbst feststellen, wenn ein Autofahrer überrascht auf die Bremse tritt, weil er euch erst nicht gesehen hat.
Für Schlechtwettertage wäre es außerdem gut, wenn ihr eine Regenjacke euer eigen nennt. Entweder ihr habt eh schon eine wasserabweisende Funktionsjacke oder ihr besorgt euch so ein klein zusammenfaltbares Schätzchen, das nicht viel Platz weg nimmt. Wir wollen zwar nur bei schönem Wetter radeln, aber man weiß ja nie.

6) Werkzeug und so
Wer nicht wie ich über einen hilfsbereiten Ehemann verfügt, der bei Bedarf auch mit Hänger kommt und mich mitsamt meinem gestrandeten Drahtesel aufsammelt, der sollte sich Gedanken über ein paar Werkzeuge und Ersatzteile machen. Eine Luftpumpe gehört ja teilweise schon zur Grundausstattung - bringt aber nicht viel, wenn der Reifen ein Loch hat. Für solche Fälle könnt ihr euch so ein Flickenset einpacken oder aber gleich einen Ersatzschlauch. Letzteres erspart euch die Suche nach der undichten Stelle, die ihr dann in Ruhe zuhause suchen könnt (oder auch nicht).
Zusätzlich ist ein kleines Werkzeugset ganz hilfreich - mir ist es z.B. schon oft passiert, dass sich durch die ganzen Schlaglöcher, Straßenbahnschienen und Bordsteinkanten die Sattelschraube gelockert hat und der Sattel abgeknickt ist. Billiges Werkzeug tut es zwar auch, wird aber vermutlich nur ein oder zwei Anwendungen überleben - was für den Notfall durchaus ausreichend ist. Meins befindet sich in einer Tasche am Rad, die darf auch dranbleiben. Ist ja nix Wertvolles drin. Meinen Sattel darf aber lieber mein Mann mit dem "richtigen", dem "Männer-Werkzeug" einstellen ;-)

7) Proviant
Wer mit dem Rad unterwegs ist, sollte alle Viertel- bis Halbe Stunde etwas Wasser zu sich nehmen. Das muss nicht viel sein, aber es sollte regelmäßig geschehen, weil der Körper nicht so viel Wasser "am Stück" aufnehmen kann. Und gerade im Sommer solltet ihr immer eine Wasserflasche dabei haben!
Auf kurzen Strecken braucht man sonst nichts weiter; ich jedoch habe immer etwas Traubenzucker dabei. Gerade abends auf dem Heimweg, wenn das Mittagessen schon ein paar Stunden her ist, kann das Radeln sehr, sehr anstrengend werden. Oder ich falle in den Unterzucker, werde zittrig und unaufmerksam. Obstsaft-Schorle oder auch ein Apfel sind auch gut als Proviant geeignet; Traubenzucker wirkt aber schneller. (Hilft aber auch nicht gerade beim Abnehmen)

8) Strecke raussuchen

Wer noch nie zur Arbeit geradelt ist, tut gut daran, seine Strecke vorher festzulegen. Autobahnen und Bundesstraßen sind eher weniger für Radler geeignet, weswegen man sich ggf. einen anderen Weg suchen muss. Das geht ja online mittlerweile recht schnell - und Google Maps z.B. bietet mittlerweile auch Fahrradrouten an.

9) Probefahrt
So genau die Karten mittlerweile auch sein mögen, geht doch nichts über eine Probefahrt, am besten an einem Wochenende zuvor und ganz in Ruhe. Zum einen könnt ihr so eure Zeit messen und besser abschätzen, wann ihr losfahren müsst, um pünktlich anzukommen. Zum anderen könnt ihr eure ausgesuchte Strecke verifizieren. Ist der Weg da, wo ihr gedacht habt? Wie gut oder schlecht ist der Untergrund? Sind Baustellen im Weg / müsst ihr eine Umleitung fahren?
Ich z.B. musste dieses Jahr mehrere neue Strecken austesten, weil meine übliche Strecke bis Anfang nächsten Jahres aufgrund einer Baustelle gesperrt ist. So richtig. (Wertach vital: Renaturierung der Wertach mit Sperrung der Wege zu beiden Seiten des Flusses)
Und, noch ein Punkt: Ihr könnt mit einer Probefahrt herausfinden, wie es euch damit geht. Muskelkater ist keine Ausrede, es nicht zu tun! Höchstens ein Zeichen für dringend benötigtes Training ;-)

10) Arztbesuch
Trotzdem kann es ja passieren, vor allem wenn ihr untrainiert seid oder gleich von 0 auf 100 durchstarten wollt, dass doch "etwas" ist. Das kann ja alles Mögliche sein, muss aber nicht. Doch auch wenn es euch gut geht, ist ein Arztbesuch vorher auf jeden Fall zu empfehlen, um euch einmal durchchecken zu lassen, ob ihr euch auch nicht übernehmt oder so.
Ich z.B. war letztes Jahr wegen Knieschmerzen beim Doc. Da sagt der mir doch tatsächlich, das wäre "Verschleiß"! Mit 30. Aber sicher. Jedenfalls habe ich mir so ergonomische Pedale besorgt (jaaa, sowas gibt's!) und seitdem ist es besser geworden und ich fahre nicht mehr so oft in den höheren Gängen sondern schalte früher zurück, um die Belastung vom Knie zu nehmen.
Ist halt das Alter ;-) Und gerade "im Alter" sollte man den Arztbesuch nicht ausfallen lassen, egal wie motiviert ihr seid.

So, ich hoffe ihr konntet das eine oder andere für euch mitnehmen und vielleicht habe ich auch den einen oder anderen dazu motiviert, an der "Mit dem Rad zur Arbeit 2014" Aktion teilzunehmen. Wenn ja, lasst mich doch bitte wissen, wie es euch damit ergangen ist!

Und jetzt: Viel Spaß beim Radeln und kommt gut an!

2 Kommentare:

  1. Hätte ich mal hier bissel eher reingeschaut. Für mich startent am Montag 20 Tage zum Praktikum Radeln, es sind zwar nur 5km, aber ich total untrainiert, übergewicht und joar.
    Ein aar tipps werde ich schon montag umsetzen. Das Traubenzucker, das viele Trinken handy, helm. Werkzeug.
    Ich kann zwar zur not mit bus und bahn heim aber umständlich. Stadtkind eben.

    Das vorher abfahren hätte ich mal tun sollen. Geplant war mit rad zum zug vom zug zur Schule, gestern erst mitbekommen das der zug 1 woche ausfällt, heißt ich muss die komplette strecke (die wollte ich nur zurück wegen duschen usw)
    Aber da kam der tipp mit den wechselklamotten gut, DAS hätte ich wohl vergessen. DANKE :*

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    1. Freut mich, wenn die Liste hilfreich ist :-)
      Viel Erfolg beim Radeln! Lieber langsam, aber stetig und sicher ans Ziel kommen!

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