Da können wir noch so viele, so gute Vorsätze haben - wenn der innere Schweinehund nicht aufs Rad will, bleibt dieses in den meisten Fällen daheim. Ich zum Beispiel habe mich letztes Jahr oft vom Wetterbericht vom Radeln abhalten lassen. Als bekennende Schönwetter-Radlerin wollte ich nicht nass werden. Und was war? Nix. Bisschen Regen untertags, aber morgens und abends war dann so schönes Wetter, da hätte man durchaus radeln können.
Aber dieses pfiffige Hündchen kämpft mit allen Mitteln und Ausreden, also ist es nicht immer ganz so leicht, ihn zu überwinden, wie es uns die Werbung weismachen will:
Mit ein paar Tricks können wir es uns aber einfacher machen, so dass es gar nicht mehr so viel Überwindung braucht, um die Kluft zwischen "ich will" und "ich tue" zu winden. Hier also meine 10 Tipps, um sich aufs Rad zu setzen - und nicht nur einmal zur Arbeit zu radeln:
1) Die Pro und Contra Liste
Habt ihr eure Liste schon gemacht, wie ich gestern? Für mich ist es ganz wichtig, dass man seine Gründe dafür und dagegen aufschreibt. Zum einen sieht man so auf einen Blick, ob man mehr zur Pro- oder zur Contra-Seite neigt. Zum anderen hat man dann gleich 2 Hilfsmittel zur Hand.
Die Pro-Liste ist zur Motivation und zur Erinnerung, warum man etwas will. In diesem Fall: Zur Arbeit radeln. Hier sollten die Punkte stehen, die wir wirklich wollen - gerne auch in fett und rot und doppelt unterstrichen. Ein Punkt darf mehr wiegen als andere - auch auf der Contra-Seite. Auf diese Liste können wir immer schauen, wenn es uns schlecht geht oder uns die Argumente gegen unseren inneren Schweinehund ausgehen.
Die Contra-Seite ist unsere Herausforderungsliste. Jeder Punkt darauf ist ein Hindernis, das wir überwinden wollen - oder umgehen. "Schlechtes Wetter" ist zum Beispiel kein Punkt, der jeden Tag gleich schwer wiegt. Ich muss nicht im Regen radeln - aber an sonnigen Tagen zählt dieser Punkt nicht mehr.
2) Ziele setzen
Falls ihr eure Ziele dank der Pro und Contra Liste nicht schon klar vor Augen habt, nutzt diese dazu, um euch über eure Ziele klar zu werden und diese ebenfalls schriftlich zu fixieren.
Mein "Nummer 1 Ziel" ist zum Beispiel die Gewichtsabnahme. Bekannterweise muss man dafür strenge Diät halten und / oder Sport treiben. Da ich gerne esse, bleibt nur Option 2. Leider hatte mein innerer Schweinehund abends nach der Arbeit die besseren Karten, weswegen ich mich dafür entschieden habe, das Angenehme mit dem Nützlichen zu kombinieren - denn wenn ich nur auf dem Rad nach Hause fahren kann, ist kein Platz mehr für Ausflüchte. Und morgens?
3) Vorbereitung
Morgens muss es schnell gehen, denn auch ich schlafe lieber ein paar Minuten länger. Und so eine Mini-Radtour braucht schon etwas Vorbereitung. Wenn alles geplant ist und bereit liegt, fallen bestimmt ein Dutzend Gründe gegen das Radfahren weg bzw. liegen schon im Rucksack. Meine Vorbereitungen beschreibe ich in Teil 3 dieser Blogreihe im Detail.
4) Wetterbericht checken
Könnte man auch unter Punkt 3 sehen, ist für mich aber ein eigener Punkt, weil er dabei hilft, sämtliche
Schlecht-Wetter-Ausreden von der Contra-Liste zu beseitigen. Mittlerweile sind die Vorhersagen so genau, dass man sich echt darauf verlassen kann. Und es gibt so viele Anbieter, dass jeder für sich "seinen" Wetterbericht finden kann.
Ich z.B. verwende oft die Google-Suche. Das Suchergebnis zeigt direkt den Temperatur-, Niederschlags- und Windverlauf an - pro Tag und Uhrzeit. Das machen andere Anbieter auch, aber ich mag diese Diagramm-Darstellung einfach.
5) Der Abend zuvor
Nachdem der Wetterbericht positiv genug ausgefallen ist, kommt der Abend "vor dem großen Tag". Der ist vielleicht erst in drei Tagen, weil es Montag und Dienstag noch regnet - aber sobald der Wetterbericht gut genug ist, wird der Tag zum Radeltag erklärt und der Abend vorher genutzt, um das Rad klar zu machen, die Wasserflasche zu füllen und den Rucksack (oder die Fahrradtasche) zu packen. Dank der Vorbereitungen aus Punkt 3 sollte das ja relativ schnell gehen. Und am nächsten Morgen steigt man dann ohne groß nachzudenken auf den Drahtesel (und nicht ins Auto).
6) Positive Erfahrungen sammeln
Ich hoffe, ihr genießt eure Fahrt in die Arbeit. Vor allem wenn ihr euch dafür sowieso schon einen Schönwettertag ausgesucht habt. Lasst es anfangs ruhig etwas langsamer angehen und achtet etwas mehr auf eure Umwelt. Das kann man beim Radfahren nämlich ungestörter tun als beim Autofahren. Dafür sollte man aber im Straßenverkehr aufmerksamer fahren - im Zweifel lieber den 2-Tonnen-Blechkasten vorlassen als sich anfahren zu lassen.
Daneben könnt ihr aber den Wind in den Haaren, die Sonne auf der Haut und den Schotter unter euren Reifen spüren - und euch darüber freuen, heute einmal nicht im Stau zu stehen und keinen Parkplatz suchen zu müssen.
Egal, woran genau ihr den meisten Spaß habt - genießt es und erinnert euch daran, wenn ihr wieder mal vor der Frage steht "Auto? Oder Fahrrad?".
7) Neue Strecken ausprobieren
Neugierig auf Neues? Probiert doch mal eine andere Strecke aus. Immer die gleiche Strecke zu radeln kann auf Dauer langweilig sein. Oder eure Strecke führt überwiegend an einer viel befahrenen Straße entlang. Dann sucht euch doch einfach eine Parallel-Strecke durch verkehrsberuhigte Zonen oder Parks. Im Grünen radelt es sich viel entspannter (und mir macht es auch mehr Spaß). Außerdem sind neue / abwechselnde Strecken ein tolles Gehirntraining.
Wenn ihr nicht wisst, ob ihr mit der neuen Strecke pünktlich zur Arbeit kommt, nehmt euch etwas Zeit nach Feierabend. Da könnt ihr in aller Seelenruhe eine neue Strecke ausprobieren. Und bekanntlich findet man eh leichter nach Hause.
8) Fotos machen
Eine weitere Möglichkeit, sich zu motivieren, sind Fotos. Entweder von Pflanzen oder Tieren aus dem Park oder interessanten Flecken aus der Großstadt. Ich habe z.B. immer meine Digitalkamera dabei. Wenn man schon mit der Absicht, Fotos zu machen losfährt, fallen einem vielleicht noch ein paar Details mehr auf, auf die man sonst nicht geachtet hätte.
Oder ihr macht daraus eine Challenge (so wie ich mit meinen 100 Fotos). Sei es, dass ihr jeden Tag von der gleichen Stelle ein Foto macht oder jeden Tag versucht, etwas Neues zu entdecken.
9) Unterstützung finden
Wenn ihr schon Fotos macht, könntet ihr diese gleich für's Blog verwenden (sofern ihr eins führt). Über's Internet lassen sich genauso Unterstützer finden wie unter den Kollegen. Fragt doch einfach mal - vielleicht fährt der eine oder andere ja auch mit dem Fahrrad in die Arbeit? Womöglich könnt ihr sogar einen Teil der Strecke gemeinsam radeln - was sehr viel mehr Spaß macht, als alles allein zu bewältigen.
Bei Strecken über 10 Kilometer kann es auch passieren, dass halb bewundernde, halb neidische Kommentare von den Nicht-Radelnden Kollegen kommen.
10) Mitmach-Aktionen / Tracking
So Aktionen wir von der AOK und dem ADFC "Mit dem Rad zur Arbeit 2014" sind super, um sich endlich mal in Bewegung zu setzen. Manchmal reicht die eigene Motivation einfach nicht aus, und da kommt so eine offizielle Veranstaltung gerade recht. Auf der Webseite trägt man dann einfach seine gefahrenen Kilometer ein. Diese könnt ihr entweder online ermitteln oder mit so einem kleinen Fahrradcomputer.
Manche Leute lassen sich ja auch von diesen Computern und ihren Auswertungen motivieren - da gibt es so viele Möglichkeiten, Geräte, Apps etc. Für den Anfang tut es aber auch schon das eigene Handy. Ich z.B. nutze die Stoppuhr-Funktion, um meine Zeit zu messen und bin jedes Mal total happy, wenn ich wieder etwas schneller geworden bin.
Wer sich noch nicht sicher ist, kann mit einfachen Apps oder bei der Radelaktion das Tracking mal ausprobieren. Auf Dauer ist das manuelle Eintragen natürlich etwas lästig, aber auch dafür gibt es mittlerweile Apps, die einem das abnehmen, indem sie die persönliche Fahrtstrecke per GPS verfolgen.
Nutzt die Möglichkeiten der Technik! Oder stempelt eure Radeltage im Kalender ab. Klebt euch Sternchen ein. Egal was, aber führt Buch über eure Anstrengungen, denn ihr könnt auf jeden einzelnen Tag stolz sein. Und je mehr Tage es werden, an denen ihr mit dem Rad zur Arbeit kommt, umso kleiner wird euer innerer Schweinehund. Und wer weiß, vielleicht fehlt euch dann sogar das Radfahren, wenn ihr mal wieder mit dem Auto fahrt.
tolle Auflistung. Vorallem der mit der Gewichtung der Pro / Contra Liste. Da geb ich dir absolut recht. Ist ja auch immer eine ganz persönliche Sache wie schlimm oder toll man etwas wirklich findet.
AntwortenLöschenUnd natürlich super dass du bei der Aktion mitmachst. Ich hab leider 26km einfach in die Arbeit. :D Ich würd sterben
Da ich für meine 13 km schon fast 'ne Stunde brauche, gebe ich Dir da vollkommen Recht - nach 2 Stunden wäre ich auch völlig fertig!
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