Montag, 20. September 2010

Renew Your Spirit Day vs. Crisis Cleaning

Sonntags ist FlyLadys "Renew Your Spirit Day" - also ein Tag zur Erholung, ein Tag, um die leeren Batterien wieder aufzufüllen. Finde ich eine sehr gute Sache und brauche ich definitiv auch - mit Hausbau und Hochzeitsplanung ist der Samstag meistens schon komplett verplant (und wenn nicht damit, dann ist gerade wieder irgendwo eine Geburtstagsparty, wo wir auftauchen müssen) - und wenn man am Wochenende schon den ganzen Samstag Stress hat, sollte der Sonntag doch auch mal ruhiger angehen können.

Leider ist mir noch kein besseres Wort für "soziale Verpflichtungen" eingefallen, aber das liegt vermutlich an meiner inneren Einstellung. Mit dem FlyLady-System versucht man ja, von seiner Märtyrer-Haltung "immer ich!" wegzukommen, aber wenn ich Sonntags nicht meine Ruhe habe oder mir jemand (oder etwas) quer kommt, und nicht so läuft, wie es soll, dann werde ich echt grätzig (unausstehlich) und - wie jetzt geschehen - ich komm einfach nicht von dieser Märtyrer-Haltung los. Schuld ist sicher (auch) der Perfektionismus, der mir dann am Ende des Tages vorhält, was ich alles nicht geschafft habe - und der es mir schwer macht, das Erreichte zu sehen.

Also: Dank unserer Baustelle vorm Haus muss mein Freund und Verlobter jetzt öfter Hand anlegen. Dafür hat er extra den Freitag und Samstag eingeplant, damit "etwas voran geht". Wenn sich auf der Baustelle nichts tut, können wir schließlich auch nicht einziehen. Soweit so gut. Leider habe ich ihn infolgedessen am Freitag und Samstag so ziemlich gar nicht gesehen, und auch wenn er dann wenigstens Samstag früh kurz mit mir einkaufen war (naja, im Baumarkt eben, weil er was gebraucht hat) und auch mit mir gefrühstückt hat, war mir das doch insgesamt zu wenig gemeinsame Zeit.

Zugegeben, wären wir am Freitag Abend vorm Fernseher versumpft, hätte mich das auch aufgeregt, aber so musste ich einfach vieles alleine machen. Freitag war dabei noch ganz ok. Arbeitsteilung eben. Wenn er am Haus arbeitet, bin ich für den Haushalt zuständig. Soweit war alles in Ordnung. Einstellung (Geisteshaltung) ok, ich habe brav meine Gastgeschenke gebastelt und mich auch sonst beschäftigt gehalten, um nicht "faul aufm Sofa" rumzuliegen. Hätte mich natürlich da schon gefreut, wenn er mit mir einkaufen gegangen wäre, aber das ging eben nicht.

Samstag war ich dann den ganzen Nachmittag mit dem Geburtstagsgeschenk-Basteln beschäftigt. Dabei hätte er mir sowieso nicht helfen können, aber so ganz allein im Zimmer zu hocken war eben auch nicht mein Fall. Zu meiner Singlezeit hätte das besser geklappt ;-) Abends waren wir dann also auf der Party, und ich freute mich schon auf einen gemütlichen Sonntag zu Zweit.


Statt zu entspannen, wollte er aber unbedingt einen Spaziergang mit dem Hund machen. Kein Problem, bei dem Wetter mach ich das auch gern - aber er wollte auch noch Schlehen pflücken. Irgendwie konnte ich mich jetzt am Sonntag nicht mehr dazu durchringen, das nicht als Arbeit zu sehen. Habe mich mehr oder weniger breitschlagen lassen (ich weiß ja, dass es dann hinterher einen guten Wein gibt) und da er auch relativ schnell reagiert hatte, wenn ich weiter wollte, war es ganz angenehm.

Zuhause allerdings mussten wir noch ein wenig aufräumen - Crisis Cleaning war angesagt, denn wir hatten uns auf dem Geburtstag eine neue Verabredung eingehandelt. Eine Bekannte hatte sich bereit erklärt, beim Basteln zu helfen, und sie wollte so gerne wieder Karaoke singen, also haben wir gesagt: Klar, das machen wir dann nach dem Basteln mit der SingStar. Dazu sollte aber das Wohnzimmer, das nach dem Schlafzimmerkomplettumbau als Not-Ablageplatz für alles Gerümpel aus dem Schlafzimmer genutzt worden war, wieder nach "Wohnzimmer" aussehen.

Während ich also mit dem Wohnzimmer beschäftigt war, hat mein Schatz sich im Schlafzimmer um die PC-Verkabelung unseres neuen Arbeitsplatzes gekümmert. Da war wieder nichts mit "gemeinsam". Nachmittags waren wir dann zum Kaffee und Kuchen eingeladen (Geburtstagsreste vernichten), weswegen wir einige Stunden Zeit verloren und noch bis spät in die Nacht mit Aufräumen und PC-Zusammenstecken beschäftigt waren. Das war also der Sonntag.

"Renew your spirit" hat bei mir definitiv nicht funktioniert - ich war ziemlich deprimiert am Sonntagabend, denn obwohl das Wohnzimmer wieder einigermaßen vorzeigbar aussah und mein Freund es geschafft hatte, beide PCs wieder zum Laufen zu bringen, konnte ich nur daran denken, dass ich "nichts vom Sonntag hatte", dass ich das ganze Wochenende keine Gastgeschenke gebastelt hatte und "bestimmt 50 Stück im Rückstand" wäre (war natürlich übertrieben, aber so 15 / Tag war der Plan, also "nur" 30) und dass wir ja schon "2 getrennte Leben" führen würden, dabei "sind wir noch nicht mal verheiratet" (weil wir die ganze Zeit getrennt gearbeitet hatten). Sicher, ich hätte nicht viel helfen können. Aber nachdem schon der Freitag mit einer Shopping-Absage anfing, und sich dieses getrennte "arbeiten" das ganze Wochenende durchzog, war ich einfach nur noch enttäuscht und deprimiert.

In der Arbeit macht mir das komischerweise gar nichts aus. Habe ich überzogene Erwartungen ans Wochenende oder wie oder was? Vielleicht muss ich auch noch ein bisschen mehr in mich hineinhorchen, um mal nachzuspüren, welche Erwartungen / Hoffnungen ich denn wirklich hatte, dass ich dann am Ende SO enttäuscht war. Vielleicht hilft es ja, wenn ich wieder ein Stück weit in den "Single-Mode" zurückschalte, dann fällt es mir nämlich leichter, mich allein zu entspannen und Kraft zu tanken. In der Hinsicht bin ich wohl vom Beziehungsleben verwöhnt: Zu zweit entspannen ist halt doch was Schönes :-)

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